Ihr lieben,

der Winter zeigt sich allmählich in seiner vollen Pracht. Es ist kalt und grau und es ist die Zeit des Jahres, die dafür gedacht ist, sich seinem eigenen Bedürfnis nach Ruhe und nach Rückzug ins eigene innere nachzukommen. Es ist eine großartige Zeit dem Raum zu geben, was in einem reift und rumort, sich all das anzusehen, was sich da bewegt und "einfach" damit zu sein, in der Stille...

Und es ist immer die richtige Zeit gut nach sich zu selbst zu schauen, vielleicht brauchst du ja gerade etwas völlig anderes? Vielleicht hast du auch Lust auf was total abwegiges? Aber wer beurteilt eigentlich was "ab vom Weg" ist? Das Wort an sich ist schon absurd, weil ja die Wege so individuell sind, wie wir Menschen, und es keinen richtigen, oder falschen Weg gibt. Sondern nur den, für den ich mich zu diesem Zeitpunkt entscheide. Und vielleicht entscheide ich mich dafür, nicht weil es leicht wird, sondern weil es hier etwas zu lernen oder zu entdecken gibt...?

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Meine Tochter wachte am Samstag morgen auf und meinte sehr bestimmt, dass sie wandern und zelten gehen will. Meine erste Reaktion darauf war: es ist Winter, wir haben Minus Grade, das ist total verrückt! Wandern meinetwegen, dann aber ohne Zelten! Sie war jedoch felsenfest davon überzeugt und lies sich durch meine rationale Argumentation nicht von ihrer Idee abbringen. Weder vom zelten noch vom wandern.

Also habe ich meinen Verstand für einen Moment beiseite geschoben und mal nachgespürt, was dieser Gedanke, mit Zelt und Kocher irgendwo ins Grüne zu fahren und dort zu übernachten, mit mir macht. Und ich habe gemerkt: Der Gedanke setzt Energie frei, da ist Resonanz und er weckt Freude und Abenteuerlust in mir! Also nichts wie los!

Es war eine unglaublich tolle Idee raus zu fahren. Wir sind einfach irgendwo aus dem Zug gestiegen, sind zu unbekannten Orten gewandert, haben wunderschöne Natur gesehen und viel gestaunt über das eisige Funkeln, dass alles bedeckt und aussieht, als wäre man in einer funkelnden Märchenlandschaft unterwegs. Und wir haben  erstaunlicherweise wenig gefroren! Vielleicht war es auch gut so, dass ich vergessen hatte den Brennspiritus einzupacken, denn so musste ich auf dem Lagerfeuer kochen und das hat uns warm gehalten....

Was ich mit dieser kleinen Anekdote sagen möchte ist, dass manchmal genau die verrückten (oder ab-weg-igen) Impulse voller Lebendigkeit und Schönheit stecken und wir uns um wundervolle Erfahrungen bringen können, wenn wir in solchen Momenten unserem rationalen Denken oder der Bequemlichkeit verfallen. Das hätte ich zweifelsohne getan, wenn meine Tochter nicht so klar und bestimmt gewesen wäre! Ich habe daraus viel gelernt.

Deswegen lade ich dich ein, nach zu spüren, wenn dir eine verrückte Idee kommt, oder dich Jemand zu etwas ab-weg-igen einläd. Weckt der Gedanke daran Lebendigkeit und Freude in dir? Dann lohnt es sich vielleicht den Verstand für ein paar Momente zu pausieren und dich überraschen zu lassen von dem was kommt....